Drei Tage vor dem Start beginnt für Matthias Walkner sein diesjähriges Dakar-Abenteuer. Am 28. Dezember fliegt er nach Saudi Arabien. Nach seiner Schulter-OP im August ist er körperlich wieder in Topform: “Ich habe mir in Abu-Dhabi die Supraspinatussehne gerissen. Zu Beginn wollte ich es ohne Operation versuchen, ich habe dann nach dem Einsatz bei der Red Bull Romaniacs gemerkt, dass ein Eingriff nötig sein wird. Die Schulter hat immer wieder geschmerzt und war instabil. Im Athlete Performance Center bei Red Bull habe ich dann meine Reha absolviert. Ich denke, dass ich die Schulter soweit gut im Griff habe und sie mich bei der Dakar nicht behindern wird.”
Den letzten Schliff vor der Dakar holte sich Walkner bei einem dreiwöchigen Team-Trainingslager in Kalifornien und Mexiko: “In Mexiko konnten wir auf sandigem und in den USA auf steinigerem Boden trainieren. Nach meiner langen Pause war das Abschlusstraining enorm wichtig. Wir haben viel am Set-Up gearbeitet und den letzten Test in den USA wirklich dazu genutzt, um ein besseres Gefühl für das neue Motorrad zu bekommen. Auch in der Navigation – also beim Roadbook-Training – lief es, vor allem gegen Ende hin, perfekt. Natürlich fehlen mir wegen der Schulter-OP die Wettkampftage. Aber wenn ich die Trainingsleistungen umsetzen kann, dann mache ich mir keine Sorgen.”
Auch 2023 gibt es wieder einige neue Regeln. Sie fallen teilweise sehr deutlich aus.
Zeitgutschrift für Etappensieger
Die Etappensieger müssen jeweils den nächsten Tag eröffnen, das ist in unverspurtem Gelände meist ein zeitspieliger Nachteil. Die Dakar wurde zuletzt zu taktisch. Nun führt der Organisator, die ASO, eine Zeitgutschrift für die Top3 des Vortages ein: Der jeweils erste Starter bekommt bis maximal zum ersten Tankstopp eine Zeitgutschrift von 1,5 Sekunden pro Kilometer. Der zweite Tagesstarter erhält eine Sekunde pro Kilometer Zeitgutschrift und der dritte Fahrer erhält eine halbe Sekunde pro absolviertem Kilometer. Diese Regelung gilt für alle Etappen, außer der Letzten.Mirror Roadbook
Per Zufallsprinzip gibt der Veranstalter unterschiedliche Routenverläufe an die Fahrer aus. Die Route wird in zwei Teile mit unterschiedlichen Wegpunkten aufgeteilt. Die Strecken sollen bis zu 25 Kilometer variieren. Dies soll verhindern, dass die Fahrer den Spuren nachfahren und sich keine Gruppen bilden.
Für Matthias Walkner sind die neuen Regeln sehr undurchsichtig und bringen zu viele Fragezeichen mit sich: “Ich verstehe natürlich, was der Veranstalter damit bewirken will, und dass er das Rennen noch spannender gestalten will. Aber bei den unterschiedlichen Roadbüchern z.B. ist es absolut nicht möglich, zwei gleiche Kurse zu finden. Selbst beim Ski-Parallelslalom, wo die Torabstände abgemessen werden, ist ein Lauf immer schneller ist als der andere. Alles in allem befürchte ich, dass unser Sport durch die sich ständig ändernden Regeln immer weniger zugänglich wird. Die Regeln sind schon so komplex, dass sich das ganze Team schwertut, sie zu verstehen. Wir wissen drei Wochen vor dem Rennen noch immer nicht, nach welchem Regelwerk wir fahren. Auch die Roadbook-Schreibweise ändert sich jedes Jahr aufs Neue und wir können uns nicht drauf einstellen. Das alles beim wichtigsten Rennen des Jahres zu testen und neu zu bringen, ohne dass es irgendwelche Erfahrungswerte gibt, ist wirklich gewagt.”
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