Der Tahtalı Dağı erhebt sich aus dem Meer 2365 Meter hoch. Kein anderer Gipfel in der Türkei liegt so nah am Wasser. Seinen antiken Name Olympos teilt er mit einigen anderen Gipfeln – weil imposante Gipfel mit der Adress-Bezeichnung “Olymp” von Alters her als irdischer Wohnsitz der Götter betrachtet werden. Ganz profan, aber fahrtechnisch durchaus wundertätig, haben sich einige der besten Hard-Enduristen der Welt vergangene Woche in Kemer an der türkischen Riviera am Fuße des Mount Olympos eingefunden, um beim “Sea to Sky” einen der letzten Hard-Enduro Leckerbissen der ausklingenden Saison in Angriff zu nehmen.
Der Niederösterreicher Dieter Rudolf ist dieses Jahr zum ersten Mal beim “Sea to Sky” angetreten. Das Event besteht aus vier unterschiedlichen Rennen. Nach der rasanten Quali beim Beach-Race am Strand von Kemer stehen das “Forrest Race” und das “Sky Race” am Programm, um schließlich am letzten Tag im finalen “Olympos Mountain Race” im wahrsten Sinn des Wortes zu gipfeln. Dieter Rudolf hat seine Husqvarna am Ende auf dem bärenstarken 6. Gesamtrang abgestellt – unmittelbar hinter dem Salzburger Michael Walkner. Das zeigt, wie stark die österreichische Hard-Enduro-Szene auch international mitfahren kann. Das zeigt aber auch das enorme Talent des Dieter Rudolf, der seit Jahren als berufstätiger Amateur stets in Schlagdistanz zur Weltspitze mithält.
Dieter Rudolf kam bei allen Bewerben des diesjährigen “Sea to Sky” innerhalb der Top 10 ins Ziel. Etwas Glück hatte er beim ersten Quali-Bewerb, dem “Beach Race”. Während drei Viertel der Strecke extrem schnell und technisch einfach waren, wartete im letzten Viertel ein mehr als anspruchsvoller Parcours aus künstlichen Hindernissen. Dieter Rudolf traf ob seiner hohen Startnummer 300 an dieser Stelle auf unzählige bereits überforderte Hobby-Piloten, die ihn hätten aufhalten können. Der X-GRIP Racing-Pilot kam aber überraschend gut durch den Verkehr: “Das war eine wirklich beeindruckende Stein- und Baumstamm-Matrix. Unter anderem mit einem groben, schwierigen Steinfeld. Selbst die Profis haben da zu kämpfen gehabt. Und es war ein Mega-Stau. Ich habe aber irgendwie Glück gehabt und habe immer gerade rechtzeitig eine Lücke gefunden. Ich bin extrem gut durch dieses Steinfeld gekommen. Und auch im Final-Lauf hat diese Passage für mich gut funktioniert. So konnte ich mich für das folgende ‘Forrest Race’ für die erste Startreihe qualifizieren. Das war ein großer Vorteil und sicherlich auch mitentscheidend, dass es am Ende so gut geklappt hat.”
Sea to Sky 2022 Overall
1. Matthew GREEN
2. Graham JARVİS
3. David CYPRİAN
4. Travis TEASDALE
5. Michael WALKNER
6. Dieter RUDOLF
7. Brett SWANEPOEL
8. Eddie KARLSSON
Vor dem finalen “Olympos Mountain Race” hatte sich Dieter Rudolf als Gesamt-Neunter eine gute Ausgangslage für das letzte, gut vierstündige Rennen auf den Gipfel des Tahtalı Dağı geschaffen. Zu Beginn des Rennens konnte er sich vorübergehend sogar vor Graham Jarvis setzen. Seine Hauptgegner beim Rennen auf den Gipfel waren aber der Südafrikaner Brett Swanepoel und der Schwede Eddie Karlsson, sagt Dieter Rudolf: “Ich bin an einer schwierigen Stelle an die beiden herangekommen und habe sie in einer sehr technischen Passagen überholt. Von da an war es immer das gleich Spiel. In den flotten Passagen haben sie enormen Druck auf mich gemacht und mich auch immer wieder überholt, in den technisch schwierigen Passagen habe ich dann Druck auf die beiden gemacht. Als ich mich dann wieder einmal vor die beiden setzten konnte, habe ich mich breit gemacht und versucht, keinen Platz zu lassen. Ich konnte mich dann immer deutlicher absetzen und war dann den Rest des Rennens meist alleine unterwegs.”
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Den Gipfel bereits in Sichtweite bekam Dieter Rudolf aber einen Schlag auf die vordere Bremsscheibe. Der Versuch, ohne Reparatur weiterzufahren, stellte sich nach einigen Stürzen und Überschlägen als gescheitert heraus. Dieter Rudolf musste anhalten, konnte den Schaden notdürftig beheben und den sensationellen sechsten Platz ins Ziel bringen: “Die Bremse hat danach ein bisschen funktioniert”, lacht er: “Nach vier-, fünfmal Pumpen hatte sie wieder ein wenig einen Druckpunkt. Ich bin etwas langsamer weitergefahren. Das alles hat zwar Zeit gekostet, ich bin aber sicher im Ziel angekommen. Dass es am Ende Platz 6 geworden ist, ist absolut cool! Ich habe mich extrem gefreut allein, weil ich dieses Rennen gefinisht habe. Platz 6 ist natürlich ein Wahnsinn!” (c. panny, hubert lafer)
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photos (c) BKaçar & MCinci