"Ein konzeptloser Schuss aus der Hüfte."
So nennt RBR-Macher Martin Freinademetz die Ankündigung der drei K’s, den Erzberg zur alleingültigen Xtreme-WM zu machen. Katoch, Kini & KTM haben diesen Alleingang bekannt gegeben, just mitten in der Vorbereitungssaison für die WXEC, die fünf der bekanntesten Hard-Enduro-Veranstaltungen unter dem Dach einer gemeinsamen WM zusammenführen will. Wie es scheint, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. „Die anderen Veranstalter sind einig wie nie zuvor“, hören wir bei unseren Recherchen.

„Ja“, sagt Jeff Pakosta: „Es kursieren momentan verschiedene Ankündigungen. Die Wogen werden sich aber glätten.“ Damit reagiert Pakosta durchaus zurückhaltend auf das Grollen des Erzbergs: „Es hat offenbar Auffassungsunterschiede zwischen einigen Promotern gegeben. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass wir mit der WXEC am richtigen Weg sind, für die Fahrer und die Hersteller das Richtige zu tun.“

Freundschaft mit Ablaufdatum? Erzberg-Macher Karl Katoch (ganz links) nach der Einigung auf die WXEC: daneben Fabio Fasola (Hell's Gate), Steve Ireland (The Tough One), Jeff Pakosta (Throttle Entertainment), Uli Hanus (Roof of Africa) & Martin Freinademetz (Red Bull Romaniacs)

Red Bull Romaniacs Mastermind Martin Freinademetz ist von Katoch’s WM-Ansage genau so überrascht worden, wie die anderen Veranstalter der geplanten WXEC-Läufe: „Auf den ersten Blick scheint mir das ein konzeptloser Schuss aus der Hüfte zu sein. Und ich denke, nicht nur mir stellen sich gerade viele Fragen. Es obliegt jedem selbst, zu entscheiden, ob der Weiterentwicklung des Hard-Enduro-Sports damit geholfen ist.“

 Dass Erzberg-Veranstalter Katoch „sein“ Rennen mit einem Weltmeisterschaftsgütesiegel versehen will, sei ihm unbenommen, sagt Freinademetz etwas spitz: „Es ist keinem zu verbieten, eine WM zu machen. Der Stefan Raab macht ja auch die Wok-WM oder die Autoball-WM mit großem Unterhaltungswert.“ Dass Katoch seine „Erzberg = WM“-Ansage mitten in der WXEC-PreSeasion vom Stapel lässt, ärgert den Romaniacs-Macher: „Faktum ist, dass die Veranstalter von Hell’s Gate, Tough One, Erzberg, Red Bull Romaniacs und Roof of Africa in München an einem Tisch gesessen sind. Faktum ist, dass hier beschlossen wurde, eine WM-Tour ins Leben zu rufen. Und das ist meiner Meinung nach der richtige Schritt, um dem Sport und den Sportlern einen Weltmeistertitel mit eindeutigem sportlichen Wert zu geben.“

Wobei Freinademetz – wie auch sonst alle Beteiligten – eindeutig klar stellt, dass der Erzberg Teil der WM sein muss: „Der Erzberg ist ein Event, das sich toll entwickelt hat. Und ich bin hier auch immer wieder sehr gerne am Start gestanden“. Doch nun prophezeit Freinademetz den Erzberg-Veranstaltern ein Eigentor: „Karl Katoch hat eine eigensinnige und selbstüberschätzende Gangart eingelegt, die den wenigsten in der Szene schmecken wird. Ich denke, damit werden in nächster Zeit vor allem die negativen Facetten des Erzberg-Rodeos in der Öffentlichkeit breit getreten.“

Vielen stößt schon jetzt ungut auf, dass Karl Katoch den Erzberg als das einzig gültige Orignal-Format für Hard- und Extrem-Enduro bezeichnet. Denn bei der Frage nach dem Original könnte man genau so das Gilles Lalay Classic (Anfang der 1990er) heranziehen. Oder die „Roof of Africa“, die es seit den 1960er-Jahren gibt. Und auch die 100 000 Zuschauer im Strandbad Le Touquet würden bei der Frage nach dem „Original“ jeweils eigene Meinungen zum Besten geben.

IG.G-Kommentar
In unserer virtuellen WXEC-Zwischenwertung spielt KTM momentan nicht die erste Geige. Am Erzberg aber gilt nach wie vor "KTM rules". Wenn KTM nun seine Muskeln für den Erzberg spielen lässt, so könnte dem auch eine scharf kalkulierte Rechnung zugrunde liegen. Das ist ein Punkt, den der Wetz in seinem Kommentar setzt.

Der Wetz: "Man soll den Zuschauern nicht die Hörner aufsetzen."

Weltmeisterlich? (by wetz)
Das Erzbergrodeo Hare Scramble ist zweifellos eines der härtesten, best organisierten und auch geilsten Rennen unter dem Endurohimmel. Es zieht weltweit die allerbesten Fahrer an, die gesamte Industrie tummelt sich am Eisenberg; Zuschauerinteresse sowie Rahmenprogramm sind einsame Spitze. Aber reicht das wirklich aus, um dort eine Weltmeisterschaft zu veranstalten? Wo der Sieger 2010 gerade mal 1,45 Stunden gebraucht hat?

Offenbar – zumindest nach Meinung der Veranstalter und einiger Sponsoren. Denn die Kunde, „ERZBERG RODEO WIRD ZUR XTREM-ENDURO WELTMEISTERSCHAFT“, fuhr direkt aus dem KTM-Hauptquartier in die Redaktions-PCs. Damit droht die Idee der WXEC den Bach runter zu gehen. Auf alle Fälle ist das Vorpreschen von Erzberg & Co den weiteren Gesprächen nicht zuträglich.

Als Triebfeder könnte man KTM und Red Bull unterstellen: Taddy Blazusiak hat das Rodeo jetzt vier Mal en suite gewonnen. Wäre doch fesch, nächstes Jahr einen Weltmeister aus dem Bullenstall auf orangem Material zu haben. Aber: Ein Sieg beim Hare Scramble hat auch so Gewicht. Da muss man Zuschauern und auch Startern nicht die Hörner einer „XTREM-ENDURO WELTMEISTERSCHAFT“ aufsetzen. Eigentlich schade, wenn man glaubt, diese Wortspielerei als Aufwertung notwendig zu haben. Und unnötig.

Das Erzberg Rodeo 2011 wird deshalb aber nicht weniger spannend:
* Graham Jarvis auf der Sherco war heuer bei Checkpoint 17 in der No-Help-Sektion Dynamite eine Klasse für sich. Und er kam dort mit riesigem Vorsprung auf KTM-Werkspilot Taddy Blazusiak an. Allerdings hatte er offenbar schon zuvor seinen Checkpointfehler begangen.
* Beim Hells Gate in Italien kam Blazusiak gar nicht ins Ziel. Sieger: Lampkin, der den bis dahin überragenden Jarvis noch abfangen konnte.

Der Vollständigkeit halber: In der virtuellen 2010er WXEC wäre derzeit ein gewisser Dougie Lampkin in Führung. Auf einer Beta.

(der wetz, c. panny)

IG.G-STORY: Xtreme-WM oder was? Das KTM-Statement zur Erzberg-WM
IG.G-STORY: Xtreme-WM oder was? Die Antwort. Das Statement der anderen Veranstalter

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