"A g'scheits Rennen"
Zum mittlerweile sechsten Mal versammelt Martin Freinadametz die unerschrockensten Offroader in Sibiu, um sie bei der "Red Bull Romaniacs" nach jeder Menge Waldluft schnappen zu lassen. Im IG-Gatsch-Interview erzählt Freinadametz die Geschichte hinter der Romanaics und spricht offen aus, dass die herbeispekulierte Wirtschaftskrise auch bei der "Romaniacs" Spuren hinterlässt.

IG-Gatsch: Im Jahr 2004 hast Du die "Romaniacs" das erste Mal vom Stapel gelassen. Das war ja auf Anhieb ein echter Knaller….

Martin Freinadametz: ….also, ich hätte mir damals eigentlich nie gedacht, dass ich so erfolgreich bin mit dieser Sache.

IG-Gatsch: Wie hat sich das damals entwickelt? Was ist die Geschichte vor der Romaniacs?

Martin Freinadametz: Begonnen hat das Ganze vor fast 15 Jahren. Damals sind wir – wie alle – in Frankreich, Italien, Spanien und so weiter zum Endurofahren gewesen. 1995 war die Sigi (Martins Frau) hier in Rumänien. Sie hat ihre Großeltern besucht. Es war Spätherbst und wunderschön im Wald. Die Sigi kommt zurück und sagt: der Wald ist geil – da muss es super sein, Enduro zu fahren. Und dann sind wir im nächsten Sommer halt mit den Bikes am Hänger hierher gefahren, anstatt nach Frankreich. Den Dieter Happ (Martins Kumpel aus Snowboarderzeiten) haben wir damals auch mitgenommen. Und seitdem sind wir infiziert von der Gegend hier! Wir haben dann gleich begonnen, das Haus von Sigi's Großeltern zu renovieren.

IG-Gatsch: …und aus dem Genußfahren ist dann die Rallye-Idee entstanden?

Martin Freinadametz: Mit der Zeit haben wir halt immer mehr Wege und Herausforderungen hier in der Gegend gekannt. Und irgendwann einmal habe ich mir gedacht: es ist derart geil hier, da könnte man auch mal ein g'scheits Rennen machen. Kein klassisches Enduro – das Reglement kapiert ja keine Sau beim ersten Mal. Und die Mehrstundenenduros und Crosscountryrennen finde ich halt ein bisschen langweilig, weil man da immer nur im Kreis fährt. Hier in Rumänien gibt's Terrain ohne Ende; da sind wir dann recht bald auf das Format einer GPS-Rallye gekommen. Und mit dieser Schnapsidee vom langen Hardcore-Endurorennen bin ich dann zum Herrn Mateschitz (Red Bull) gepilgert. Der hat gesagt: frag einmal den Kini. Und am Ende hat's gepasst und wir haben es gemacht.

Mr. Romaniacs: "A g'scheits Rennen" mit dem Härtegrad der Roof. 

IG-Gatsch: Dein Vorbild war die "Roof of Africa"?

Martin Freinadametz: Ich hab mich damals irgendwie an die Roof angehängt, ohne die Roof jemals gekannt zu haben. Aber der Dieter (Happ) und der Bernd (Hupfauf) sind dort gewesen und haben immer so kleine nette Geschichten davon erzählt. Und genau so habe ich mir das auch vorgestellt. Und dann haben einige schon im ersten Jahr gesagt, dass es schon besser ist als die Roof.

IG-Gatsch: Was ausser des Terrains ist das Spezielle, das Unverwechselbare an der "Romaniacs"?

Martin Freinadametz: Wir haben uns immer sehr um die Fahrer gekümmert. So, wie wir es aus unserer Snowboardzeit gekannt haben. Da ist einfach der Rider-Service ganz wichtig. Dass sich die Fahrer wohlfühlen und dass alles möglichst professionell abläuft. Wir haben versucht, unsere Erfahrungen aus der Snowboardzeit auch hier umzusetzen. Genauso die Medienarbeit. Ich habe den Eindruck, viele andere Organisatoren wissen eigentlich nicht, was man mit Distributionsunternehmen alles machen kann, um die ganze Geschichte in die weite Welt zu blasen. Und das ist sicherlich auch ein Grund, weshalb wir so erfolgreich sind. Bernd Hupfauf hat da einen großen Teil dazu beigetragen. Weil er hat vom ersten Jahr an die Pressearbeit gemacht. Martin Kettner (OMMA) war auch mit im Boot. Das sind ja alles Top-Leute, die da mitgeholfen haben, aus der Romaniacs auch medial was g'scheites zu machen.

IG-Gatsch: Viele "Hard"-Events versprechen mit jedem neuen Jahr, noch steiler, schneller, härter und schriller zu werden. Gibt es bei Dir überhaupt noch Spielraum nach oben? Ist das Dein Anspruch?

Martin Freinadametz: Das ist gar nicht unbedingt das Ziel. Ich glaube, wir haben es im vergangenen Jahr schon sehr nach oben ausgereizt. Da sind einige Leute zu mir gekommen und haben gesagt: "Burschen das war jetzt eigentlich schon zu viel." Aber es soll ja nicht nur grauslich sein. Die Leute müssen bei uns vier Tage durchhalten – und ich will ja, dass sie das Ziel erreichen und sich als Sieger fühlen können. So finde ich, dass es im Großen und Ganzen passt, wie es ist. Der Schwierigkeitsgrad hängt ja auch vom Wetter ab. Es ist aber sicher nicht so, dass wir uns jedes Jahr steigern wollen und noch härter und schwieriger sein wollen. Aber klar ist auch: wenn das Niveau steigt, dann kann man auch noch ein wenig was drauf legen.

Familiärer Streckenbau: Freinadametz I & II bearbeiten die letzte Etappe.

IG-Gatsch: Wie wird's heuer?

Martin Freinadametz: Es ist eine Spur rallye-lastiger als letztes Jahr. Vor allem an zwei Renntagen heuer haben wir relativ viele Kilometer, die nicht durchgehend schwer sind. Da sind auch mal zehn Kilometer dabei, wo Du dann einen 80er-Schnitt hast. Und natürlich gibt es wieder viele Passagen, bei denen Du dann Schrittgeschwindigkeit fährst. Eigentlich ist wieder von allem etwas dabei.

IG-Gatsch: Nein – nicht alles! In den vergangenen Jahren haben wir gar viele kleine Dramen auf der gefürchteten Doppelwippe über das Wasser kurz vor dem Ziel gesehen. Die Wippe gibt's heuer nicht mehr. Was machen wir ohne Wippe?

Martin Freinadametz: (lacht) Wir haben die Wippe zwei Mal hintereinander verwendet. Und eigentlich hat sie am Ende gar nicht alle Fahrer ausgehalten. Weil sie einfach zu schwach geworden ist. Für heuer werden wir wieder ein bisschen kreativ sein. Vielleicht etwas mit Betonelementen über's Wasser. Lasst Euch überraschen…

IG-Gatsch: Das Schlagwort "Krise" ist derzeit in aller Munde. Spürst Du die Krise heuer?

Martin Freinadametz: Ja, klar! Sowohl bei den Teilnehmern, als auch bei den Sponsoren. Mit Red Bull haben wir bereits vor einiger Zeit ausgemacht, dass wir heuer mit der Sponsorsumme runtergehen. Aber dann ist es halt bei vielen anderen Sponsoren eingebrochen. Und jetzt ist es für heuer schon ziemlich mau. Genau so bei den Teilnehmern. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel 45 Starter aus England gehabt. Heuer haben wir kaum zehn. Die sind vergangenes Jahr lustig mit dem guten Pfund ins "Dritte Welt Land" gekommen. Und jetzt müssen sie den teuren Euro kaufen. Das merkt man in Summe. Letztes Jahr waren wir im März voll. Heuer sind wir es nicht. Wahrscheinlich wird sich das nächstes Jahr wieder beruhigen.

Freinadametz beim Interview mit C. Panny: "Klar spüren wir die Krise auch."

IG-Gatsch: Die Rallye ist auch teurer für die Fahrer…

Martin Freinadametz: Ja. Um die Sponsorausfälle aufzufangen, sind wir mit dem Startgeld raufgegangen. Im Prinzip ist jeder Starter bis jetzt suventioniert gewesen. Weil wir vernüftige Sponsordeals gehabt haben, konnten wir die Rallye zu einem sehr günstigen Startgeld anbieten. Das war auch immer die Idee: wir wollten nicht nur Fahrer, die's sich leisten können, sondern die, die gut fahren können und Spaß dabei haben. Für die Dakar zahlt man zum Beispiel um die 13 000 Euro ein. Wir haben mit knapp 700 Euro angefangen und sind jedes Jahr um etwa 100 Euro raufgegangen. Heuer haben wir einen etwas größeren Sprung gemacht und es kostet noch immer nur ein Zehntel der Dakar. Und auch wir haben zig Rescue-Teams, einen sicheren Ablauf und die bestmögliche Betreuung.

IG-Gatsch: Du machst die Romaniacs heuer zu sechsten Mal. Wie lange noch? Gibt's da einen Masterplan?

Martin Freinadametz: Es gibt einen Lust-Plan. Der geht in die Richtung, dass es mir noch fünf, maximal zehn Jahre Spaß macht. Also in zehn Jahren wird's mich dann nicht mehr freuen. Aber vielleicht kann ich's ja nachher verkaufen (lacht). Es muss Spaß machen und irgendwo muss es sich auch finanzieren. Und so lange das gegeben ist, solange machen wir es auch.
(interview: christian panny)

Die IG-Gatsch widmet der "Red Bull Romaniacs 2009" einen Themenschwerpunkt. Folgende Stories sind dazu online:

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Der BranTOWER im rumänischen Wald
IG.G-VIDEO: Auf den Spuren der Romaniacs
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"A g'scheits Rennen" – Martin Freinadametz über die Romaniacs

Die aktuelle IG.G-Aussendung: die Österreicher bei der Romaniacs

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