"Ein Vorteil, wenn es richtig hart ist"
Mit seinen Siegen bei "Hell's Gate" und "T1" hat sich Graham Jarvis schon früh im Jahr in die Favoritenrolle gefahren für alles, was da noch kommen mag in dieser Saison. Kurz vor dem Klassiker am Erzberg hat ihn IG-Gatscher C. Panny zum Interview gebeten. Jarvis sagt hier unter anderem, wie er sich persönlich in Form hält und welchen Fehler er bei ambitionierten Hobby-Ridern am häufigsten sieht.

IG-Gatsch: Graham, beim "Hell's Gate 2010" hast Du den Sieg sprichwörtlich erst auf den allerletzten Metern aus der Hand gegeben. Heuer hast Du dominiert und klar gewonnen. Danach – so hört man – hat Fabio Fasola Dich gefragt, ob Du 2012 wiederkommen wirst. Du sollst gesagt haben „Sicher nicht“ (Jarvis lacht) Ich nehme an, Du wirst 2012 sehr wohl wieder kommen, um Deinen Titel zu verteidigen…?

Graham Jarvis: Sicher komme ich zurück. Ich habe ihn sogar gebeten, es noch härter zu machen (lacht). Es war phantastisch, hier endlich zu gewinnen.

Graham Jarvis hat gut Lachen: 2011 ist bisher ganz nach seinen Vorstellungen gelaufen.

IG-Gatsch: Wenige Tage vor dem Erzberg haben viele Experten Dich ganz oben auf der Liste der Favoriten notiert. Warum schätzen Dich so viele Menschen so stark ein…?

Graham Jarvis: Naja, letztes Mal hat ja nicht mehr viel gefehlt. Und für mich kann es heuer nur das Ziel geben, das Hare Scramble endlich zu gewinnen. Dieses Rennen ist ungemein intensiv. Die Strecke an sich ist ja nicht besonders lang.  Daher darf man sich nicht den kleinsten Fehler erlauben. Man muss vom Start bis ins Ziel immer am Limit sein. Doch das Terrain ist gnadenlos, schon durch ein kleines Missgeschick kann man sich das Bike zerstören – im schlimmsten Fall verletzt man sich selbst. Das Wichtigste ist also, alles zu geben und zugleich zu versuchen, nichts zu beschädigen. 

IG-Gatsch: Der Erzberg ist das Mekka für viele Enduro-Fahrer. Besser unterwegs ist man hier aber eigentlich auf einer Trial….

Graham Jarvis: Ja. Die härtesten Teile muss man hier so fahren, wie auf einer Trial. An anderen Stellen muss man aber auch richtig viel Gas geben.  Der Schlüssel ist, an den schwierigsten Stellen keine Zeit liegen zu lassen.

Wie bei vielen extrem guten Ridern: die Trial stand am Anfang der Karriere.

IG-Gatsch: Du hast 2008 die "Romaniacs" gewonnen. 2009 hat Dich ein Defekt am letzten Tag gestoppt. 2010 hattest Du mehrere Defekte. Wenn aber alles ok war, dann warst Du der Schnellste am Kurs…

Graham Jarvis: …ja, ich war wirklich gut unterwegs…

IG-Gatsch: Welchen Unterschied macht das neue Material aus?

Graham Jarvis: Wenn es wirklich extrem wird, dann ist die Husaberg leichter und sie ist besser zu kontrollieren. Dieses Jahr habe ich das insgesamt bessere Gesamtpaket. Ich habe ein gutes Team, gute Reifen und ein gutes Bike. Eigentlich habe ich heuer die besten Voraussetzungen, um zu gewinnen. Es liegt nur an mir – ich darf keine Fehler machen.

IG-Gatsch: Was erwartest Du für die "Red Bull Romaniacs" heuer?

Jarvis: Wie bei allen Extrem-Rennen ist das nicht vorherzusagen. Niemand weiß, was alles passieren wird. Man kann jederzeit einen entscheidenden Fehler machen. Bei der "Romaniacs" kommt dazu, dass man hier teilweise vom GPS abhängig ist und sich auch mal verfahren kann. Für mich ist es immer ein Vorteil, wenn es richtig hart ist. Also drück ich die Daumen, dass sie die Strecke heuer wieder sehr würzig machen.

Graham Jarvis auf dem Weg zum Sieg beim "Hell's Gate 2011".

IG-Gatsch: Du hältst oft Trainingskurse für Hobby-Enduristen ab. Welchen Fehler siehst Du da am häufigsten? Welchen Fehler machen ambitionierte Hobby-Fahrer am öftesten?

Graham Jarvis: Der Punkt ist, die richtige Position am Bike zu finden. Ich sehe viele Leute, die nicht gut über ihrem Bike stehen. Dadurch sind sie nicht gut ausbalanciert und verlieren Grip. Irgendwie kämpfen sie die ganze Zeit gegen das Bike. Wenn man eine gute Position hat, spart man Kraft – und man kann die Fahrtechnik effizienter wirken lassen.
 
IG-Gatsch: Wenn ich als Hobby-Endurist zu einem Training – zum Beispiel mit Dir – komme, dann weiß ich, dass es viele Bereiche gibt, in denen ich mich verbessern kann. Wie ist das aber bei einem Könner wie Du es bist? Welche Defizite siehst Du bei Dir selbst? Wo willst Du noch besser werden?

Graham Jarvis: Meine Stärken sind zweifellos die schwierigsten und extremen Teile eines Kurses. Woran ich noch weiter arbeiten muss, das ist die Geschwindigkeit bei den Vollgas-Stücken. Für einen Topfahrer ist aber auch die Fitness sehr wichtig. Und vor allem achte ich darauf, mich möglichst nicht zu verletzten und körperlich stets im best möglichen Zustand zu sein.

Erst Kurs, dann Interview: IG.G-Rider C. Panny & Graham Jarvis:

IG-Gatsch: Wie trainierst Du?

Graham Jarvis: Ich versuche oft, sehr intensiv zu trainieren. Ich bin manchmal nur eine Stunde am Bike, fahre da aber so hart wie möglich. Ich gehe auch oft ins Fitness-Studio. Ausserdem variiere ich mein Training über's Jahr. Ich versuche, das Training immer ein bisschen dem Bewerb anzupassen, der als nächstes ansteht: bei Indoors zum Beispiel sind die Läufe über eine kurze Zeitspanne sehr intensiv. Auf der anderen Seite muss ich bei der "Romaniacs" bis zu sieben Stunden pro Tag am Bike sitzen. (interview: c. panny)

IG.G-VIDEO: Graham Jarvis mit einer Kurzdarbietung in Lunz/See
IG.G-STORY: Lunzer Meisterklasse mit Graham Jarvis

LINK: Graham Jarvis

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