"Stolz, eine kultige Location vor dem Aus bewahrt zu haben…"
Der Endurosport in Österreich ist ein astreiner Amateursport. Das trifft im Mutterland von KTM auf 99,9 Prozent der Rider zu. Das gilt aber genau so für die Veranstalter. Der jüngste in dieser Riege ist Gernot Kitzler. Er hat mit seinem Team in Türnitz ein grandioses ACC-Wochenende auf die Beine gestellt. Wobei es nie sein Ziel war, als Rennveranstalter für alles verantwortlich und daher stets kurz vor dem Scheitern zu sein. Im IG.G-Interview erzählt Gernot Kitzler wie es ist, mit 110 Prozent der verfügbaren Zeit nicht wirklich auszukommen und am Ende dennoch erfolgreich zu sein.
IG-Gatsch: Wie war das Türnitzer ACC-Wochenende für Dich? Bist Du zufrieden?
Gernot Kitzler: Zum achten Mal die ACC in Türnitz! Zum ersten Mal vollkommen perfektes Wetter! Keine verletzten Rider! Nur ein Wespenstich bei einem Zuschauer! Ja, wir sind zufrieden! Vor allem, weil unsere neue Strecke eine perfekte Mischung aus vielen verschiedenen Untergründen bietet. Sie ist sehr fordernd – vor allem konditionell – aber sie bringt dich nicht zur Verzweiflung! Genau so, dass man die zwei Stunden gerne an der (Lenk)Stange bleibt. Das war übrigens die bereits dritte komplett neue Strecke in Türnitz!
Auch die dritte Rennlocation in Türnitz hat keine Wünsche offen gelassen.
IG-Gatsch: Wie viel Zeit hast Du in die Vorbereitung investiert?
Gernot Kitzler: Zuerst und vor allem muss ich sagen, dass ich alleine genau gar nichts geschafft hätte. Erst durch die Zusage und die Initiative von Michael Gassner, mir beim Streckenbau zu helfen, wurde das Projekt Realität. Wir erfuhren erst Mitte Juni von unserer neuen Aufgabe. Da war der Wald in Moosbach aus dem Enduroscheinwerfer betrachtet noch jungfräulich – ohne jegliche Linie. Das heißt, ab dieser Zeit waren Michi und ich mit verschiedenen Helfern etwa jeden dritten Tag mit Motorsäge und Motorsense im Gehölz von Moosbach. unterwegs – dazu natürlich auch an jedem Wochenende. Im Hochsommer hatten wir dann ACC-Streckenchef Dieter Happ zu Besuch, um Machbarkeiten und Details zu klären. Zum Streckenbau kommt natürlich noch die Organisation und Umsetzung der ganzen Peripherie dazu. Also Fahrerlager, Gastro, Unterhaltung und so weiter. Hier hat mir meine Lebensgefährtin Bettina ganz stark geholfen. Denn in Türnitz haben wir nicht nur in punkto Strecke einen Ruf zu verlieren (lacht). Wir wollen auch eine nette Party vor und nach dem Rennen bieten. Ich denke, das ist uns gelungen. Einen großen Anteil am Türnitzer Erfolg hat auch ganz sicher Grundbesitzer Franz Lampl, der sich mit einer Engelsgeduld unsere Ideen und Wünsche angehört hat.
IG.G-Rider C. Panny an einem wirklich feinen Renntag in Türnitz.
IG-Gatsch: Du bist ja unverhofft in die Veranstalterrolle geschlüpft. Wie war das für Dich?
Gernot Kitzler: Wir sind in diese Rolle geschlüpft, weil der ursprüngliche Veranstalter im Mai tödlich verunglückt ist. Daher war der Beginn natürlich alles andere als schön. So eine tolle Rolle will man nicht "erben". Andererseits sind wir beide schon stolz, dass wir eine mittlerweile kultige Enduro-Location mit unserem Einsatz vor dem Aus bewahrt haben. Ich habe auch beruflich mit verschiedenen Events zu tun, darum ist das kein komplettes Neuland für mich. Doch hat jede Veranstaltung ihre eigenen Herausforderungen. Bei Motorsport-Events ist zum Beispiel die recht strenge Gesetzeslage wirklich ein Faktor. Ein großer Vorteil ist aber gewesen, dass wir die routinierten Abläufe und die perfekte Organisation der gesamten ACC übernehmen durften. Das Team um Bernd Hupfauf und Dieter Happ steht einem Neoveranstalter wirklich mit Rat und Tat zur Seite!
IG-Gatsch: Womit hast Du nicht gerechnet? Welche Probleme und Herausforderungen haben Dich überrascht…?
Gernot Kitzler: Wie viel Arbeit es wirklich ist! Immer wieder bemerkt man Kleinigkeiten, die noch immer nicht fertig sind. Und trotzdem sieht man dann doch ein Licht am Ende des Tunnels. Natürlich bemerkt man auch sehr schnell, wer aller wirklich anpackt und bei wem es nur Lippenbekenntnisse bleiben. Die Belohnung sind am Ende zum Beispiel solche Erlebnisse, wenn die Fahrer nach dem Rennen vollkommen fertig, aber überglücklich, einfach "Danke" sagen.
Türnitzer ACC-Masterminds: Michael Gassner (l) und Gernot Kitzler (r)
Zunächst einmal müssen Michael und ich uns wieder sammeln und wieder zu unserem "Alltag" zurückkehren. Eigentlich bin ich mit meiner Lebensgefährtin grad mitten im Hausbau. Um dieses Projekt werden wir uns jetzt nach der ACC wieder vorrangig kümmern. Ob wir 2012 wieder das Veranstalter-Team der ACC in Türnitz sein werden, muss mit allen Verantwortlichen noch diskutiert werden. Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Aber mein wunderschöner Heimatort ist seit Start der ACC ein Teil dieser Serie und das wird er, so hoffe ich, auch bleiben! (interview: c.panny)
LINK: 300 Bilder von der ACC in Türnitz