Das 'geheime' Trainings-Areal des Graham Jarvis
Unter den Fittichen des Flite-Husaberg Teams ist Graham Jarvis vom Weltklasse-Trialer zum fast unschlagbaren Xtreme-Enduristen gereift. Ein Teil dieser Entwicklung sind sicherlich die unzähligen Trainingseinheiten, die Jarvis im Flite-Country östlich von La Spezia absolviert hat. Die IG.G-Rider Hubert IV Lafer und C. Panny konnten zwei Tage lang durch dieses recht exklusive Areal kurven. In Begleitung des Flite-Ingenieurs Cristian Antoniotti.

Von den baumlosen Gipfeln aus hat man einen wunderschönen Blick auf das Meer. Normalerweise. Der IG-Gatsch ist dieser Anblick verwehrt geblieben. Regen und Nebel haben es bislang schwierig gemacht, den Vordermann nicht restlos aus den Augen zu verlieren. Es hat zwei Tage lang non stop geregnet, was ein Glück war, wie uns Flite-Mann Cristian Antoniotti glaubhaft versichert: "Wenn es trocken ist, dann ist es hier noch rutschiger."

IG.G-Rider C. Panny auf Graham Jarvis' toskanischer Trainingsstrecke.

Womit ein kleiner Teil des 'Phänomens Jarvis' bereits erklärt ist. Wer in dieser Gegend wirklich viel trainieren kann, der hat Hinterrad, Körperposition, Kupplung, Gasmenge und Bike-Neigung bei wirklich jedem Glättegrad immer im Griff. Wir sehen das an unserem ortskundigen Guide Cristian Antoniotti, der seine 2Takt-Husaberg mit extrem wenig Schlupf über den wirklich rutschigen Untergrund lenkt. Cristian Antoniotti ist ein wirklich sehr guter Endurist, doch zeigt auch er uns fast fassungslos, welche Hangneigungen und Untergründe Graham Jarvis hier zu fahren imstande ist: "Zu Beginn war es ein bisschen schwierig. Graham hat gesagt 'bring mich zu was wirklich Extremen'. Doch alles, was ich als extrem empfunden habe, war ihm zu leicht. Also habe ich ihm einmal einfach eine Stelle gezeigt, bei der ich im Traum nicht mal daran denke, hier rauf zu fahren. Das hat ihm dann gepasst.

Jede Menge Regen, keine Spur Fernsicht: IG.G-Rider Hubert IV Lafer.

Was in diesem kleinen Teil der Toskana auch auffällt, ist die extreme Vielfältigkeit. Bisweilen bekommt man auf nur zwei Fahrkilometern sieben verschiedene Untergründe unter die Räder. Schotter, Bachdurchfahrten, Waldböden unterschiedlichster Beschaffenheit, feste wuchtige Felspassagen oder auch Hohlwege, die mit großen, losen, rollenden Steinen randvoll sind. Das alles stets sehr sehr steil. "Graham ist hier oft einen Weg mehr als zehn Mal rauf- und runter gefahren. Rennmäßig.", sagt Cristian Antoniotti: "Er hat immer wieder neue Linien und Lösungsmöglichkeiten ausprobiert und ist dadurch immer schneller geworden." Großes Augenmerk haben Jarvis und Flite auch auf Bachdurchfahrten gelegt. Als Übungsobjekte gibt es hier unzählige Wildbäche, die bisweilen in malerisch-wuchtigen Wasserfällen über die Geländekanten stürzen. Bei alledem fährt man fast ausschließlich auf Wegen. Auf mehr oder weniger befestigten Wegen, die vor fast 1000 Jahren angelegt worden sind. Der Zahn der Zeit hat diese "Wege" über die Jahrhunderte zu perfekten Enduro-Trails gemacht.

Fahrgeheimschaft: (von links nach rechts) Hubert IV Lafer, C. Panny & Cristian Antoniotti.

Das 'geheime' Trainingsareal des Graham Jarvis ist eine jener Gegenden in Italien, in denen das Offroaden nicht explizit erlaubt und auch nicht explizit verboten ist. Es ist eine Frage des richtigen Augenmaßes und der richtigen Dosis. Als Einheimischer kennt man die ungeschriebenen Gesetze und die Menschen und kann seine Leidenschaft in der Regel problemlos ausleben. Der Spaß wäre aber schnell vorbei, sollten zu viele ortsfremde Enduristen das Gebiet als Paradies und Geheimtipp entdecken und dementsprechend zahlreich beackern. Deswegen ist das Gebiet 'geheim', deswegen sind Ortsbezeichnungen und Anfahrtsbeschreibungen tabu. (c. panny, hubert IV lafer)

VIDEO: Flite-Rennmechaniker Mirco Scolari & Co auf einem der alten Wege, die alles andere als griffig sind

BILDER der IG.G-Toskana-Mission (öffentlich auf Facebook)

IG.G-STORY: Teil 1 der IG.G-Rundfahrt in der Toskana: "We want to win" (3. November 2012)

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