Lunz: Sieg für Tischhart, Pech für Pöschl
„Sagen wir so: der Staub hat sich in Grenzen gehalten.“ Mit einem gewissen Understatement bringt Erich Brandauer die Lunzer Pistenbedingungen auf den Punkt. Nass und schlammig und rutschig ohne Ende. Bevor die Rider die Strecke bis zur Unkenntlichkeit zerlegt haben, hat zuerst die Strecke den Ridern bisweilen mehr als den Rest gegeben.
Nach dem Lunzer Lauf zur „Enduro Trophy 2010“ steht fest: das Finale in St. Georgen wird ein Showdown wie er im Buche steht. Denn nur der Sieg zählt! „Ich wäre das lieber taktisch von hinten gefahren, aber das geht nach Lunz nimma“, sagt Rudi Pöschl.
Pöschl pilotiert sein waidwundes Bike über einen Felsen und erledigt dann ein Komplettservice.
Lunz ist für den Tiroler nicht nach Wunsch gelaufen. Denn KTM-Motec-Rider Markus Tischhart hat den Lunzer Lauf gewonnen, Pöschl hat „nur“ Platz fünf erreicht. Und das war schon Schwerstarbeit: „Ich bin bis knapp über die erste Rennstunde in Führung gelegen und hatte auch die schnellsten Zeiten. Dann allerdings ist die Felge im Reifen gerutscht.“ Pöschl’s Drama nahm seinen Lauf.
Der Kärntner Markus Tischhart gewinnt das Lunzer Schlamm-Chatchen.
„Ich wollte geradeaus durch den Wald runter zum Fahrerlager. Doch leider bin ich über einem Felsen gut acht Meter über der Bundesstraße rausgekommen. Als ich das Bike langsam runterlassen wollte, gab’s einen Überschlag und der Lenker ist gebrochen.“ Also nicht nur Reifenservice sondern auch Lenkerreparatur. Die Konsequenz ist an den Rundenzeiten deutlich zu sehen: nach pfeilschnellen Runden um die zwölf Minuten, notiert sich Pöschl’s Runde sechs mit mehr als 27 Minuten. Die Aufholjagd hat ihn noch auf Platz fünf geführt. Und Pöschl ist klar, dass der Sieg in der Gesamtwertung nur mit dem Messer zwischen den Zähnen zu erreichen ist: „In St. Georgen gibt’s kein Taktieren mehr!“
Der Brandauer fehlt am Siegerbild: "Hab nicht geglaubt, dass ich am Podium bin."
Erich Brandauer’s Lunzer Rennen war besser als er selbst dachte: „Ich bin irgendwie nie wirklich ins Fahren gekommen. Ich hatte einmal Feindkontakt und bin in den Wald abgebogen. Der Bremshebel ist gebrochen. Ich war eigentlich nicht zufrieden.“ Und weil er davon so felsenfest überzeugt war, hat der Herr Brandauer zuerst sein Bike und dann sich selbst geduscht und fehlt daher am Siegerbild. Denn Brandauer ist doch Dritter geworden – hinter Tischhart und Roland Sailer: „Ich war total überrascht, als ich das erfahren habe. So gesehen bin ich natürlich schon zufrieden.“
Local Hero Peter Enöckl gewinnt mit seiner Sherco die Senioren-Klasse.
Grundsätzlich ist jeder ein Sieger, der die Lunzer Runde bis zum Ende gefahren ist. Motivation und Muskeln der Teilnehmer waren schwer gefordert. "Trotz der widrigsten Bedingungen war das aber ein tolles Rennen", sagt Peter 'Enduro Trophy' Bachler: "Gratulation an den `Hacki´, dass er das so cool und fair durchgezogen hat."
Das Finale der Enduro Trophy steigt am 18. September in St. Georgen ob Judenburg. (c. panny)
Die Ergebnisse und Bilder (by Norbi.at) der Enduro Trophy in Lunz