Ein Haus zu bauen, lässt bekanntlich kaum Zeit für Anderes. Das weiß auch Dieter Rudolf. Der niederösterreichische Ausnahme-Amateur ist 2018 dann aber trotz Allem eine ganze Menge Rennen gefahren und hat fast nebenbei seine bisher wohl erfolgreichste Enduro-Saison absolviert. Am steirischen Erzberg fuhr der KTM-Pilot als bester Österreicher auf Rang 11. Etwas später schaffte er mit ramponiertem Fuß bei seiner allerersten “Red Bull Romaniacs” gleich den Sieg in der Silber-Klasse. Mit diesen beiden Ergebnisse schrieb der 30jährige auch international Punkte an und rangiert in der neuen “World Enduro Super Series” auf dem 34. Gesamtrang. Wenn Dieter Rudolf 2018 Revue passieren lässt, so kann es in der Analyse nur einen Schluss geben: “Ich freue mich schon sehr auf die neue Saison.”
Die Saison 2018 hat für Dieter Rudolf bereits Ende Jänner mit einer persönlichen Premiere begonnen. Zum ersten Mal ging er beim “Alestrem” in Frankreich an den Start: “Es war ein echt lässiges Rennen; allerdings unglaublich lang und anstrengend. Ausserdem wurde hier auch in der Nacht gefahren, was für mich völliges Neuland war. Am Ende belegte ich Platz 13, was für mich angesichts des starken Starterfeldes vollkommen okay war.” Sehr kurzfristig hat sich danach auch die Gelegenheit ergeben, beim italienischen “Hell’s Gate” zu starten. Hier kam Dieter Rudolf allerdings nicht so weit wie erhofft: “Ich habe mich riesig auf das Rennen gefreut. Aber leider ist mir ein sehr dummer Fehler passiert, der acht Minuten Zeitstrafe zur Folge hatte. Dadurch konnte ich mich leider nicht für das Hauptrennen qualifizieren.”
In der Folge nahm Dieter Rudolf sein programmiertes Saison-Highlight ins Visier: das “Red Bull Hare Scramble” am Erzberg. Es lief nahezu perfekt: “Ich hatte gleich von Beginn weg einen ziemlich guten Lauf und konnte bis etwa zur Mitte des Rennens ordentlich Druck machen.” Doch die extrem starke Vorstellung hatte einen schmerzhaften Schönheitsfehler: “Leider hatte ich vor ‘Carls Dinner’ einen unglücklichen Sturz, bei dem ich mir den Mittelfuß gebrochen habe. Irgendwie war ich aber so im Tunnel, dass der Wille stärker war als die Schmerzen. Ich schaffte letztlich meine persönliche Sensation und fuhr als bester Österreicher auf den 11. Platz. Das ist für mich als Hobby-Rider einfach unfassbar…”
Nach der starken Vorstellung gab es zunächst einmal starke Schmerzen. Denn erst einige Wochen nach dem verhängnisvollen Überschlag auf dem Erzberg wurde entdeckt, dass der Mittelfußknochen gebrochen war. “Ich musste also länger pausieren als erhofft und konnte mich nicht intensiv auf die ‘Red Bull Romaniacs’ vorbereiten”, sagt Dieter Rudolf: “Eigentlich habe ich erst einen Tag vor der geplanten Abreise grünes Licht von meinem Arzt bekommen. Mein Sportarzt Dr. Klaus Dann fährt selbst Enduro und wusste, was in den rumänischen Wäldern auf mich zukommt. Er hat mich wirklich best möglich darauf vorbereitet. Seine letzten Worte zum Abschied waren aber ‘du wirst den Fuß mit Sicherheit spüren, aber du musst selbst entscheiden, wie viel Schmerz du aushältst.’ Was soll ich sagen? Ich hatte eine Hammer-Woche in Rumänien und konnte dann auch den Gesamtsieg in der Silber-Klasse holen. Also mehr geht eigentlich nicht mehr!”
Nach der “Red Bull Romaniacs” hätte eigentlich Schluss sein sollen. Der Sommer schritt voran, das Haus wollte noch immer gebaut werden und dann hat Dieter Rudolf ja auch noch einen 40h-Job. Doch tat sich kurzfristig noch eine Gelegenheit auf, ein Rennen zu fahren, bei dem er noch nie dabei war: “Ich bekam eine Nachricht auf mein Handy, ob ich nicht beim ‘GetzenRodeo’ in Deutschland an den Start gehen will. Ich wusste, es ist anstrengend und technisch schwierig. Also alles, was mir eigentlich entgegen kommt. Nach einigem Überlegen beschlossen meine Freundin und ich, zusammen nach Dresden zu fahren. Im Großen und Ganzen lief das Rennen echt gut und ich verpasste nur knapp den Einzug ins Finale. Immerhin konnte ich das Rennen auf Platz 13 als bester Österreicher beenden.”
Im neuen Jahr will Dieter Rudolf ganz bestimmt einen neuen Anlauf auf den Erzberg nehmen. Auch die “Red Bull Romaniacs” steht auf seinem provisorischen Rennkalender. Und Dieter Rudolf will auch wieder Neuland erkunden: “Ich würde sehr gerne beim ‘Red Bull Megawatt’ in Polen starten. Und wenn es die Zeit zulässt, geht sich ja vielleicht noch das eine oder andere weitere WESS-Rennen aus. Ich lasse es einfach mal ein wenig auf mich zukommen.” Das Haus ist übrigens so gut wie fertig. (c. panny, hubert lafer)
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photos (c) Philip Platzer & Sebastian Marko & Mihai Stetcu & Markus Berger & Future7Media/Red Bull Content Pool
video (c) Hubert Lafer/HartEnduro.at