Durch dick & dünn mit dem Duracell-Bunny
Lange sah es aus, als würde die Romaniacs für Daniela Pexa ins Wasser fallen. Die Suche nach einer geeigneten Teampartnerin schien von einer Sackgasse in die nächste zu führen. Doch am Montag vor der Rallye kam der überraschende Anruf von Romaniacs-Boss Martin Freinademetz: er hätte eine perfekte Teampartnerin für die CC-Europameisterin. Hier der Bericht von Daniela Pexa – über zwei der fünf Frauen, die sich die Romaniacs 2009 angetan haben.

Bei der Romaniacs mit einer Teampartnerin anzutreten, die man noch nie gesehen hat, ist sicherlich riskant – aber ich habe mich das ganze Jahr gezielt auf die Romaniacs vorbereitet und dafür die anderen Rennserien zurück gestellt. Und ich hatte Glück. Denn ich hätte keine Bessere treffen können: Sorina Sandu, Rumänien. Mit ihren 19 Jahren ist sie bereits Osteuropäische Enduromeisterin und holt sich ihre Trophäen auch beim Motocross ab.
Am Prolog machten wir unsere erste gemeinsame Testfahrt – und ich war mehr als begeistert! Obwohl sie sehr klein und zerbrechlich scheint, gibt diese junge Lady ordentlich Gas!
Der Prolog-Parcour selber war ordentlich respekteinflößend, unser gemeinsames Ziel war diese erste Herausforderung verletzungs- und schadensfrei zu überstehen. Die vielen Zuschauer boten einfach eine atemberaubende Kulisse!

Daniela Pexa bei ihrer Romaniacs-Premiere.

1. Rallyetag
Der erste „echte“ Rallyetag war definitv auch der härteste. Mehr als acht Stunden Hardenduro, kaum Passagen zum ausrasten, eine haarige Auffahrt folgte dem nächstem Abhang. In der Mittagspause war ich schon einigermaßen geschlaucht. Da der erste Rallyetag ein Sonntag war kamen viele Zuschauer zu den Zuschauerpunkten, wo man erhoffte, möglichst viele spektakuläre Stürze zu sehen.
Als „Zuckerl“ gab es am Ende der Etappe einige besondere Hindernisse: der Fluss in Sibiu war drei Mal zu überqueren: als erstes über eine Holz-Steilwandkurve, dann über einen schmalen Betonträger und als letztes über eine extrem instabile, wackelige Hängebrücke.
Ziel erreicht!!! Die Freude war dementsprechend groß – wir konnten es also schaffen!
Erstaunlicherweise erreichten wir sogar den 14. Rang von insgesamt 22 startenden Teams 😀

2. Rallyetag
Der 2. Tag führte uns von Sibiu nach Petrosani. Während die Vormittagsetappe noch relativ fahrbar gestaltet war, warfen uns einige Hoppalas am Nachmittag zurück.
Zuerst versenkte ich meine Sherco in einem Fluß und wir mussten das Motorrad gegen die Strömung schieben und an einer steilen, schlammigen Uferböschung rausziehen. Da das Motorrad ziemlich viel Wasser abbekommen hatte mussten wir das Bike erst mal entwässern. Wir ließen viel wertvolle Zeit liegen, doch der nächste Zwischenfall ließ nicht lange auf sich warten. In einem steinigen Bachbett stürzte ich und meine Sherco landete genau auf mir… oder genauer gesagt: der brennheiße Krümmer! Woraufhin die MX-Hose auf einer ca. handtellergroßen Fläche mit meiner Haut verschmolz… Aua!!
Doch wir konnten auch den 2. Rallyetag innerhalb der vorgeschriebenen Zeit bewältigen und trafen ziemlich erschöpft als 18. in Petrosani ein.

Unverwüstlich und sehr fahrstark: Sorina Sandu, Pexas Teampartnerin

3. Rallyetag
Zurück nach Sibiu, diesmal war die Streckenführung relativ schnell gehalten, lediglich ein enorm langes Bachbett mit kreuz und quer liegenden Baumstämmen machte uns gehörig zu schaffen. Stellenweise waren alle 20 Meter Bäume zu überqueren, was ziemlich an der Kraft zehrte. Am Nachmittag hingegen fuhren wir von Bergkamm zu Bergkamm, der Ausblick und die Landschaft waren einfach atemberaubend! Als 16. Team erreichten wir das Ziel in Sibiu.

4. Rallyetag
Bereits vom Start weg war eine schwierige Stelle nach der anderen zu bezwingen. Im Wald mussten wir umgefallene Bäume umfahren, Wurzelpassagen, enorm lange Steilhänge und eine Sektion genannt „Congo“: ein langes, steiles Bachbett mit Bäumen und Steinstufen. Eng, schwül, anstrengend. Nach dieser Sektion war ich so überanstrengt dass ich mir mein Frühstück ein zweites Mal ansehen konnte…
Dann verfuhren wir uns leider in einer Waldsektion, da der Track nicht genau gespeichert war. Zusammen mit einem französischen Team irrten wir also im von Spuren durchzogenen Wald umher, um schließlich zu entdecken dass der Track ganz einfach unten am Weg weitergeführt hätte! Also schnell weiter, Zeit wieder gut machen und so schnell als möglich ins Ziel kommen!
Nach dem 1. Tankpunkt allerdings kam die große Wende: Ich fuhr mit Sorina über eine Alm und sah zwar feuchte Stellen im Gras, aber dachte mir nichts dabei. Tatsächlich handelte es sich um ein tiefes Schlammloch! Ich blieb aprupt mit dem Vorderrad stecken und überschlug mich vorwärts über den Lenker. Leider blieb ich so unglücklich mit dem Daumen am Lenker hängen, dass ich mir diesen – wieder einmal – auskugelte. Da mein Innenband ohnehin schon beschädigt ist, passiert das relativ leicht, ist aber nicht weniger schmerzhaft. Ich versuchte vorort, den Daumen mit Tape zu fixieren und die Schmerzen in den Griff zu bekommen, schließlich wollte ich so kurz vor dem Ziel nicht ausfallen! Aber alle Versuche scheiterten, ich konnte den Lenker nicht mal auf den Schotterwegen festhalten.

Kurz vor dem Ziel hat eine alte Verletzung Dani Pexa neuerlich gestoppt. 

Die Enttäuschung war groß, hier das Rennen abbrechen zu müssen. Sorina hingegen fuhr weiter, sie schloß dem französischen Team an, da ihr GPS nicht mehr funktionierte.
Laut Reglement waren wir aber trotzdem nicht aus dem Rennen, da für nicht gemeinsames Anfahren der Checkpoints nur Strafzeit vergeben wird! Somit konnten Sorina und ich offiziell als 18. Team die Red Bull Romaniacs Rallye finishen, was für uns beide eigentlich einem Sieg gleichkam.

Girls united: Daniela Pexa und Sorina Sandu als starkes Doppel.

Ich hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass es für ein Damenteam schaffbar ist, bei der Romaniacs mitzuhalten. Mit Sorina hatte ich eine herausragende Teampartnerin gefunden, welche bereits den Spitznamen „Duracell-Bunny“ erhielt, da sie NIE aufgab und immer wieder die Motivation fand, weiterzumachen – egal wie oft wir die Motorräder in einen Graben geschmissen hatten oder an einer steinigen, schroffen Auffahrt zu scheitern drohten.

Eine neue Erfahrung war für mich auch die gesamte mediale Aufbereitung. Bei 200 Puls im Steilhang springt mal eben ein Reporter aus dem Gebüsch und steckt dir sein Micro unter den Helm!!

Die Red Bull Romaniacs Rallye verdient definitiv den Namen:
„The world’s toughest Hard Enduro Rallye“ (daniela pexa)

IG.G-STORY: Das Romaniacs-Tagebuch
IG.G-STORY: Die Romaniacs-Bilanz

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