Am 15. August 2017 begann für Pela Renet ein neues, hartes Rennen. Es ging nicht mehr um Siege und Trophäen, vielmehr ging es um das Ziel, wieder ein weitgehend normales Leben führen zu können. Im Interview mit HartEnduro.at spricht Pela Renet über die Zeit nach dem Crash und sein Leben nach dem Rennfahrer-Leben.

Pela Renet, Dakar 2017

HartEnduro.at: Wie geht es dir zehn Monate nach deinem Attacama-Crash? Wie hat sich das Leben für dich und deine Frau geändert?

Pela Renet: Es geht mir soweit recht gut, ich kann mich über meinen körperlichen Zustand nicht beschweren. Ich kann im Alltag fast schon wieder normal leben. Das ist das Wichtigste! Meinem Genick geht es besser und besser, obwohl es noch immer ein bisschen steif ist. Mit der Schulter ist es allerdings ein bisschen komplizierter. Ich habe da noch nicht allzu viel Bewegungsfähigkeit, und wenn ich die Schulter zu sehr belaste, dann schmerzt es. Als ich aus dem Spital draußen war, ist meine Frau drei Monate lang fast ununterbrochen bei mir gewesen und hat mir geholfen. Erst als ich dann wieder selbst kochen, duschen und mich selbst anziehen konnte, ist sie wieder arbeiten gegangen.

HartEnduro.at: Wie weit bist du mit der Reha? Bist du schon mal wieder auf dem Motorrad gesessen?

Pela Renet: Ich bin noch immer in Behandlung, um die maximal mögliche Beweglichkeit der Schulter zurückzubekommen. Doch wir sind uns alle sehr bewusst, dass das Maximum eigentlich schon erreicht ist. Viel wird da nicht mehr gehen. Motorradfahren würde ich wirklich sehr gerne. Nur zum Spaß mit meinen Freunden. Aber das ist im Moment völlig unmöglich. Ich kann derzeit auch nicht sagen, wann das wieder möglich sein wird. Im Moment ist mein Körper ganz einfach nicht bereit, Motorrad zu fahren.

Die Karriere des Enduro- und MX3-Weltmeisters aus Frankreich ging am 15. August 2017 mit einem harten Aufschlag zu Ende. Pela Renet kam auf der zweiten Etappe der “Attacama Rally” schwer zu Sturz. Die Liste der Verletzungen war lang: am schwerwiegendsten waren zwei Wirbelbrüche im Genick und ein komplizierter Bruch der Schulter.

HartEnduro.at: Dein schlimmer Crash bei der “Attacama Rallye” passierte nur wenige Tage nach deiner Hochzeit mit Johanna. Ist das nochmal ein Argument, gar nicht mehr an den Rennsport zu denken?

Pela Renet: Der Unfall geschah exakt 15 Tage nach unserer Hochzeit. Aber unsere Ehe wäre sicherlich kein Hindernis, es wieder mit dem Rennfahren zu versuchen. Einige Zeit nach dem Unfall hat Johanna zu mir gesagt: “Ganz egal, was die Leute sagen. Wenn du wieder Rally fahren kannst und willst, dann stehe ich zu 150 Prozent hinter dir.” Der einzige Grund, weshalb ich das nicht tue, ist, dass mein Körper das nicht mehr zulässt.

HartEnduro.at: Ein Wort zu Laia Sanz. Sie scheint für dich eine Art Schutzengel zu sein. Sie war als Erste bei dir, als du 2015 in Marokko gestürzt bist, dann auch bei der “Dakar 2016” und eben vergangenes Jahr in Chile…

Pela Renet: Ja, sie war bei den drei Unfällen immer meine Sanitäterin. Natürlich ist das ein Zufall. Ich hoffe nur, das ist nicht die Art und Weise, wie sie mich in Erinnerung behält. Aber ich kann nur noch einmal sagen: Danke, Laia!

Abu Dhabi 2016: Pela Renet mit Pablo Quintanilla, Sam Sunderland, Toby Price und Laia Sanz

HartEnduro.at: Du hast jetzt eine neue Aufgabe im Husqvarna-Rally-Team. War es für dich logisch, im Renn- und Rallyebetrieb zu bleiben? Hast du auch über andere Möglichkeiten nachgedacht?

Pela Renet: Die Ärzte haben schon kurz nach meinem Unfall gewusst, dass es sehr unwahrscheinlich ist, wieder auf höchstem Niveau Rennen zu fahren. Husqvarna hat mir aber gleich gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen. Egal, ob ich wieder fahren kann oder nicht, sie würden mich sicher nicht fallen lassen. Ich habe dann kurz auch über andere Möglichkeiten nachgedacht, doch meine Priorität war, eine Lösung zusammen mit Husqvarna zu finden. Ich habe eine wirklich gute Beziehung zu den Menschen im Werk, ich schätze das Team und die Art und Weise, wie es arbeitet, um im Wettbewerb zu bestehen. Und so war es nur logisch für mich, mit Husqvarna im Rennzirkus zu bleiben.

HartEnduro.at: Was ist deine Aufgabe im Team?

Pela Renet: Meine Rolle ist die eines Koordinators für das “Rockstar Energy Husqvarna Factory Racing Team”. Mein Ziel ist, mein Wissen und meine Erfahrung an andere Fahrer weiterzugeben. Ich will dem Team helfen, die “Dakar” zu gewinnen. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe. Denn ich weiß, wenn wir aus uns allen das Beste rausholen, dann können wir dieses Ziel erreichen. (interview: c. panny, hubert lafer)

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