KTM in der MotoGP: "Das ist der logische nächste Schritt."

1991 wäre das Science Fiction gewesen. 1991 war KTM aus und vorbei, am Boden zerstört. Nach der damals größten Pleite in Österreich übernahm der damals 35jährige Stefan Pierer die todkranke Motorradschmiede um knapp mehr als zwei Millionen Euro. Ein viertel Jahrhundert später ist das nicht einmal ein Zehntel des Budgets, das KTM seinem brandneuen MotoGP-Team mitgibt, um auf der größten Bühne des Motorradsports zu bestehen. Alles andere als Spielgeld, und alles andere als ein luxuriöses Hobby.

„Ready to Race“ – das ist bei KTM nicht nur der Slogan; „Ready to Race“ ist auch unternehmerisch das Programm. In den 1990er-Jahren waren die Dakar-Auftritte Heinz Kinigadners essentieller Treibstoff für das wirtschaftliche Comeback. Forschung, Entwicklung und Wettkampf sind das Fundament des wirtschaftlichen Erfolges, sagt CEO Stefan Pierer: „KTM ist eine Rennsportmarke! Wir sind mit dem Rennsport groß geworden. Seit drei Jahren sind wir größter europäischer Motorradhersteller. Wir haben das sechste Jahr in Folge ein Rekordjahr erlebt. Wir haben 200 000 Motorräder gebaut. Wir beschäftigen 5000 Menschen. Die MotoGP ist für uns das letzte fehlende Segment. Sie ist die Formel 1 des Motorradsports. In die MotoGP zu gehen, ist für uns der letzte logische Schritt, um weiter zu wachsen.“

Stefan Pierer: „Wir haben uns durch Innovation und Entwicklung durch alle Krisen gearbeitet.“

Die rasend schnelle Marketingplattform MotoGP ist gerade in den Erdteilen extrem beliebt, in denen KTM noch mehr auf sich aufmerksam machen will. Mehr als die Hälfte des Umsatzes wird ausserhalb Europas erzielt. Der nord- und der südamerikanische Markt sind extrem vielversprechend, das Publikum dort verrückt nach der MotoGP. Das sportliche Engagement werde auch die Verkaufszahlen beflügeln, ist Stefan Pierer überzeugt: „Die MotoGP wird unsere Marke in diesen Segmenten stärken und am Ende das Tages werden wir mehr Motorräder verkaufen. Wir haben diese Entscheidung vor drei Jahren getroffen. Wir haben uns professionell vorbereitet. Und jetzt gehen wir vor den Vorhang und stehen auf der Bühne. Jetzt wird’s ernst!“

Pol Espargaro und Bradley Smith steuern die brandneue KTM RC16.

Für Stefan Pierer ist das MotoGP-Engagement der bisher wohl höchste Gipfel, den er mit jenem Unternehmen in Angriff nimmt, das er vor mehr als 25 Jahren fast in Trümmern liegend übernommen hatte. Der Sanierungsfall wurde offenbar zur Herzensangelegenheit: „Es ist beim Tun halt so geworden, wie man bei uns sagt“, meint Pierer: „Eine Marke wie KTM, ein Produkt wie ein Motorrad. Letztlich ist das alles pure Emotion. Der Rennsport schreibt die Geschichten des Lebens. Das hat auch mich an KTM gefesselt. Es sind die Siege, es sind die Niederlagen, es sind die Tragödien, der Wettstreit und die Ziele. Und das alles erlebt man als Teil einer großen Familie. Das hält extrem frisch und macht natürlich extreme Freude.“

Stefan Pierer und KTM-Motorsportchef Pit Beirer bei der Team-Präsentation in Munderfing.

In der MotoGP will sich KTM zu Beginn an Mitbewerbern wie Suzuki orientieren. Die letztes Testfahrten waren vielversprechend, dennoch bleibt viel zu tun, die Lernkurve wird sicherlich bisweilen schweißreibend steil ansteigen. Doch eines werde sicher nicht passieren, sagt Stefan Pierer: „KTM wird nicht aufgeben! Wir haben bei der Dakar sieben Jahre für den ersten Sieg arbeiten müssen. Wir wissen, dass das Zeit braucht. Wie in allen anderen Serien wollen wir in einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren das Podium berühren. Und am Ende des Tages wollen wir ganz oben stehen.“ (c. panny, hubert lafer)

LINK: KTM
LINK: "Pierer rechnet mit Honda ab" bei motorsport-total.com
VIDEO: Stream der Teampräsentation auf YouTube

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